Elektromobilität: Wie Unternehmen die Antriebswende beschleunigen
Mobilitätsbudgets
Impulse auf der NaKoBeMo
Gewerbliche Flotten sind entscheidende Akteure für die Verbreitung von Elektrofahrzeugen und den Übergang zu einem nachhaltigen Verkehrssektor. „Tatsächlich entfallen etwa zwei Drittel der monatlichen Neuzulassungen auf gewerbliche Halter – ein erhebliches Potenzial für die Antriebsswende“, sagt Charlotte Ojala, Managerin Elektromobilität bei der NOW GmbH. Unternehmen treiben die Verbreitung von Elektroautos aktiv voran und schaffen durch die spätere Bereitstellung auf dem Gebrauchtwagenmarkt Zugang zu emissionsarmen Fahrzeugen für eine breitere Käuferschicht.
Besonders kleine und mittelständische Unternehmen tragen überraschenderweise stark zur Elektrifizierung von Flotten bei, was die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen zusätzlich steigert. Nachhaltigkeitsziele vieler Unternehmen fördern diesen Übergang weiter. Wir haben Charlotte Ojala – eine der Impulsgeberinnen bei der NaKoBeMo – vier Fragen gestellt:
Wie würden Sie die Rolle der gewerblichen Flotten bei der Elektromobilität beschreiben?
Gewerbliche Flotten sind entscheidende Akteure für die Verbreitung von Elektrofahrzeugen und spielen eine Schlüsselrolle im Markthochlauf der Elektromobilität. Da Unternehmen oft größere Stückzahlen Neuwagen beschaffen, können sie den Absatz von E-Autos deutlich steigern. Tatsächlich entfallen etwa zwei Drittel der monatlichen Neuzulassungen auf gewerbliche Halter – ein erhebliches Potenzial für die Beschleunigung der Antriebswende.
Zudem bringen Firmenflotten nach Ende ihrer Nutzung zahlreiche Elektrofahrzeuge auf den Gebrauchtwagenmarkt. Dadurch werden E-Autos für breitere Käuferschichten zugänglich; beispielsweise stieg das Angebot gebrauchter E-Autos in Deutschland 2023 um 134 % im Vergleich zum Vorjahr. Interessant ist, dass nicht nur große, sondern auch viele kleinere Unternehmen ihre Flotten zunehmend elektrifizieren und so zur breiten Marktdurchdringung beitragen.
Hinzu kommt, dass viele Unternehmen Nachhaltigkeitsziele verfolgen und den Übergang zu emissionsarmen Fahrzeugen gezielt vorantreiben. Dadurch tragen gewerbliche Flotten sowohl zum Neuwagenabsatz als auch zur Attraktivität des Gebrauchtwagenmarkts bei und spielen so eine wichtige Rolle im Wandel zur Elektromobilität.
Wie kann Elektromobilität effektiv in den Fuhrpark integriert werden?
Eine effektive Integration erfordert eine strategische Planung und beginnt mit einer Analyse der Bedürfnisse des Fuhrparks. Das Fahrverhalten – beispielsweise Kilometerleistung und typische Fahrstrecken – bestimmt, welche Fahrzeuge geeignet sind. Auf dieser Grundlage kann man die passenden Elektrofahrzeuge auswählen, die den Anforderungen gerecht werden.
Ein zentraler Punkt ist die Ladeinfrastruktur: Unternehmen sollten ausreichend Ladestationen bereitstellen, sowohl an den Standorten als auch idealerweise bei Mitarbeitenden zu Hause. Intelligentes Lademanagement hilft, Ladezeiten zu optimieren und Kosten durch zeitliche Steuerung zu reduzieren.
Ebenso wichtig ist die Wirtschaftlichkeit. Zwar sind die Anschaffungskosten für E-Fahrzeuge oft höher, die Gesamtkostenanalyse zeigt jedoch, das niedrigere Betriebs- und Wartungskosten Einsparpotenziale über den gesamten Lebenszyklus ermöglichen.
Wichtig ist auch, die Mitarbeitenden in diesen Prozess frühzeitig einzubeziehen. Fahrer sollten geschult werden, um die Fahrzeuge optimal zu nutzen und energieeffizient zu fahren. Das hilft nicht nur, die Reichweite zu maximieren, sondern auch den Betrieb insgesamt effizienter zu gestalten. Hierbei gilt es auch Vertrauen in die Technologie zu fördern.
Vor welche Herausforderungen werden Unternehmen noch immer gestellt?
Eine der größten Herausforderungen ist der Aufbau einer ausreichenden Ladeinfrastruktur, die oft auch Ladestationen für Mitarbeitende und Kunden umfasst. Dies erfordert nicht nur Investitionen, sondern auch Anpassungen im Energiemanagement, da der Strombedarf mit zunehmender Flottenelektrifizierung steigt. Intelligente Ladesteuerungssysteme können hier Abhilfe schaffen, sind jedoch ebenfalls kostspielig.
Die im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen etwas begrenztere Reichweite von Elektrofahrzeugen und die notwendige Routenplanung sowie längere Ladezeiten erfordern zudem sorgfältige Fuhrparkplanung und Mitarbeiterschulungen. Schließlich sind die höheren Anschaffungskosten von E-Fahrzeugen für viele Unternehmen eine Hürde, die trotz Kostensenkungen weiterhin eine Rolle spielt.
Was empfehlen Sie Unternehmen aus Ihrer Erfahrung?
Basierend auf meinen Erfahrungen und den Erkenntnissen aus der Branche möchte ich Unternehmen folgende Empfehlungen für den Umstieg auf Elektromobilität geben:
- Planen Sie den Übergang schrittweise und beginnen Sie mit einer Analyse des Fuhrparks und der Fahrprofile. In der Regel lassen sich viele Fahrten problemlos mit Elektrofahrzeugen abdecken.
- Investieren Sie in eine vorausschauende Ladeinfrastruktur, die sowohl Ihre Standorte als auch Lademöglichkeiten zu Hause für Mitarbeitende berücksichtigt, um Flexibilität zu gewährleisten.
- Setzen Sie auf intelligente Ladesysteme, die Lastspitzen vermeiden und Ladekosten optimieren. Durch eigene Stromerzeugung, etwa mittels Photovoltaik, lassen sich zusätzlich Kosten sparen.
- Beziehen Sie Ihre Mitarbeitenden aktiv ein. Mit Testfahrten und Schulungen lassen sich Bedenken und Vorbehalte abbauen. Eine umfassende Einführung in die Handhabung der Fahrzeuge und Ladesysteme ist entscheidend, um den Übergang erfolgreich zu gestalten.
Letztendlich bietet die Umstellung auf Elektromobilität eine großartige Chance. Sie senkt Betriebskosten und stärkt das Image des Unternehmens als nachhaltiger und zukunftsorientierter Arbeitgeber – mit der richtigen Planung überwiegen die Vorteile deutlich.
Frau Ojala, herzlichen Dank.
- Weitere Daten und Fakten sowie praxisnahe Tipps am 19. / 20. November in Mainz.
Impulse auf der Nationalen Konferenz betriebliche Mobilität
Die Nationale Konferenz für betriebliche Mobilität bietet eine ideale Plattform, um sich mit den Herausforderungen und Chancen der zukünftigen Mobilitätsgestaltung auseinanderzusetzen. Experten aus Wissenschaft und Praxis teilen ihre Erfahrungen und geben wertvolle Tipps zur erfolgreichen Umsetzung von Mobilitätskonzepten. Beiträge zu Nachhaltigkeitsthemen präsentieren unter anderem:
- Elektrisch mobil – Entwicklung, Trends und Prognosen; Charlotte Ojala, NOW-GmbH
- "Strom als Baustein der Mobilität von morgen", Amir Rhougani, CEO Vispiron Group / Prof. Dr. Stephan A. Jansen
- Betriebliche Mobilität zwischen Ökonomie und Ökologie, Statement von Prof. Dr. Christian Grotemeier, Marc-Oliver Prinzing
- CSRD Richtlinien für die betriebliche Mobilität, Thomas Conrady, Fast2Work
Sichern Sie sich Ihre Teilnahme an der NaKoBeMo und seien Sie dabei, wenn nachhaltige Mobilitätsstrategien praxisnah diskutiert und vorgestellt werden: www.nakobemo.de.
Podcast-Empfehlung: "Betriebliche Mobilität richtig managen"
Axel Schäfer, Geschäftsführer des BBM und Initiator der Nationalen Konferenz für betriebliche Mobilität, beschreibt im exklusiven Interview mit Themen-Radio, warum strategisches Mobilitätsmanagement in Unternehmen weit über technische Lösungen hinausgeht und warum sich Unternehmen jetzt aktiv mit Mobilitätsmanagement beschäftigen sollten. Neugierig? Hören Sie rein und lassen Sie sich inspirieren . https://www.themen-radio.de/2024/betriebliche-mobilitaet-richtig-managen/.
Jetzt zur NaKoBeMo-Konferenz am 19. und 20. November in Mainz anmelden: www.nakobemo.de.